Heute nehme ich Euch mit auf meine Reise an die Nordsee zu Minervas Hexenhof und den Zauberfrauen. Am Wochenende bin ich ja das erste Mal
da gewesen und habe so viele Eindrücke mitgebracht, daß dies hier
sicherlich ein längerer Bericht mit sehr vielen Fotos werden wird.
Aktuell gibt es drei
Gruppen mit wilden Weibern und unsere nennt sich auf Grund einer
speziellen Naturerscheinung, die beim ersten Treffen gemeinsam
beobachtet worden ist, "die Polarlichter". Sicherlich werdet Ihr noch
auf anderen Blogs über Erzählungen vom vergangenen Wochenende stolpern.
Aber aus Gründen der womöglich gewünschten Privatsphäre verweise ich
jetzt hier mal nicht auf die Links dorthin.
Freitag nachmittag
gegegen halb fünf war es soweit: Der Koffer gepackt und startklar wurde
ich daheim von einer anderen Teilnehmerin abgeholt, die sich
freundlicher Weise angeboten hatte, die weite Strecke mit mir gemeinsam
anzutreten. Wir haben auf Anhieb viel geplauscht und gelacht, so daß der
Weg rückblickend gar nicht mal allzu lang erschien. Zwischendurch eine
Kaffee- und Zigarettenpause, die ein wenig Zeit kostete, so daß wir erst
nach 20.00h das Ziel erreichten.
Müde und hungrig hatte ich das Gefühl
sehr herzlich und offen willkommen geheißen worden zu sein. Nach einem
ausgiebigen Abendbrot verbrachten wir die folgenden Stunden mit Sekt,
Tee, viel Geschnatter, lautem Gelächter und schönen Gesprächen.
Doch
trotz all der Aufregung und körperlicher Ermüdung fiel das Einschlafen
wahnsinnig schwer. Mann und Katzen fehlten mir offen gestanden doch
sehr... Gut daß wir im Zeitalter von WhatsApp und Smartphones leben ;)
Am nächsten Morgen war
ich der frühe Vogel - was sich übrigens auch am Sonntag nicht ändern
sollte. Ich lauere halt schon immer auf den Platz im Badezimmer, um mich
fertig zu machen und dann erstmal schnell einen Kaffee anzusetzen. Aber
das lief zum Glück wirklich Alles ganz entspannt ab unter uns. Ich
nutzte dann die Gelegenheit bis zum Frühstück um 10.00h für die erste Zigarette und einen Anruf zuhause, für einen ersten kleinen Erkundungsgang bei Tageslicht und Fotos.
Sicherlich kannte ich
schon lang die reich bebilderten Blog-Einträge von Minerva und der Hof
schien mir daher beinahe vertraut. Dennoch ist es in Echt dann nochmal
was ganz anderes. Es gibt so viel zu entdecken dort, ein Wahnsinn ist
das. An jeder Ecke springt Dir ein weiteres Detail ins Auge und Du
kannst Dich gar nicht satt sehen an all den Eindrücken. Jeder cm des
Grundstücks scheint aus purer Magie gewoben zu sein. Was vermutlich auch
den Tatsachen entspricht.
Hier z. B. direkt der
Göttinnen-Altar vor dem Seminarhaus, in dem wir untergebracht waren, und
dem Laden. Von dem ich übrigens dieses Mal noch keine Bilder geschossen
habe. Es tut mir wirklich schon fast leid, aber es gab einfach so viel
zu sehen und zu stöbern, außerdem waren wir Sonntag mittag dort und die
Heimfahrt nahte. Beim nächsten Mal wird das nachgeholt, Ehrensache. Ich
kann ja auch nicht mein ganzes Pulver gleich beim ersten Besuch
verschießen ;)
Wo man hin sieht finden
sich Amulette aus Muscheln, Steinen und mit Knoten gebundene Bänder.
Zauber allen Ortes. Jedes Glöckchen-Klingen oder Klappern von Hölzern
spricht die Sprache der Göttin und wer sie versteht, der verweilt für
einen Augenblick und staunt...
Da wir diesmal den
Großteil der Zeit im Haus verbrachten, was sicher zum Einen dem Wetter
geschuldet war, andererseits aber auch mit den Vorbeitungen auf das am
Abend geplante Ritual zu tun hatte, störten wir uns nicht allzu sehr an
Nässe und der Kälte da draußen. Bis auf die eine Schwester natürlich,
die zur Vorbereitung auf ihre Initiation in die nächste Lebensphase auf
Visionssuche Richtung Meer geschickt wurde. Aber da mußte sie durch,
hihi.
Hier seht Ihr übrigens
den Eingangsbereich zwischen Laden und Seminarhaus. Mutet das nicht
wahrhaftig wie ein Blick ins Feenreich an? Dabei haben wir Winter und
das reinste Schmuddelwetter gehabt, was nun wirklich für kein noch so
zauberhauftes Grundstück schmeichelhaft wirken mag. Trotzdem war ich
hingerissen von soviel Liebe zum Detail. Um hier mal einen kleinen
running Gag von uns aufzugreifen könnte man tatsächlich sagen - hier
sieht man die Hex in ihrer natürlichen Umgebung ;-))
Ich schätze daß Minerva
gerne malt, ihre Kreativität mit den Händen oder Pinseln im Farbtopf
auslebt, ist kein Geheimnis. Gib einer Frau eine Camera und eine
Regenpause, da kann sie sich so richtig ausleben. Denn auf dem Hexenhof
ist eine Leinwand keine zwingend notwendige Zutat, um etwas Schönes zu
erschaffen. Wohl aber die Natur und das was sie hergibt. Ich bin sicher
daß angesichts dessen die Zauberfauen noch viele bunte Stunden mit
kreativen Projekten verbringen werden.
Die Göttin findet sich
überall. Ich wage mal zu behaupten ohne sie wäre der Hexenhof nach wie
vor ein Wunschgedanke, eine leise Ahnung, ein Traum. Aber nur wer solche
Zukunftsmusik Realität werden lassen möchte und sich auch traut, den
Sprung zu wagen, kann hinterher behaupten das sichere Terrain verlassen
zu haben und daran gewachsen zu sein.
Nachdem unsere
"Schwester" jedenfalls völlig durchnäßt, erschöpft und aufgeregt von
ihrer Wanderung zurück gekehrt war - und diese Zeit haben wir mehr als
sinnvoll genutzt - gab es zunächst etwas für das leibliche Wohl. Da geht
an dieser Stelle auch mein Dank nochmal an Minervas Göttergatten, der
nicht nur unser Koch, sondern auch Feuer-Schürer,
Luftmatratzen-Aufbläser für alle Fälle und überhaupt die gute Seele
gewesen ist.
Bereits mittags hatten
wir gemeinsam den herrlich großen Garten erkundet, wo es bei Weitem
nicht weniger zu entdecken gibt als schon auf dem Hof an sich. In jedem
Winkel versteckt sich eine Fee, klingt ein Glöckchen, schleicht eine
Katze, steht ein Baum, der bereit ist Deine Sorgen anzuhören oder Deine
Wünsche in den Wind zu tragen. Ich kann mir vorstellen welch wunderbare
Stunden die Zauberfrauen dort im Sommer zubringen werden und wie
lebendig erst dann alles sein wird.
Zu dieser Jahreszeit
sind es die stillen Wächter oder auch die Feuergeister, die Sturmväter
und Zeitzeugen, welche magische Arbeit begleiten und umso mehr
verdeutlichen, wie vergänglich - obgleich immerwährend - die
Lebensenergie doch ist.
Das Ritual war geplant,
die Initiantin bereit. Ein ordentliches Feuer loderte schon, während die
Sonne untergegangen war. Und als dann die Trommeln geschlagen wurden,
die Rasseln schepperten und die Atmosphäre sich verdichtete, ging die
Mondin auf. Ein wahrhaft magischer Augenblick. Rauch und Glut, Hitze und
Kälte trafen zusammen. Tränen flossen, Herzen schlugen im wilden Takt.
Dann als es an der Zeit war und unsere Liebe in den Kreis hinein
getreten war, fiel der Regen...
Mutter Hekate, die weise
Alte, sie war bei uns. Wild und stark und rauh und herzlich, wie sie
ist. Stand sie dort, war sie bereit, die neue "Alte" willkommen zu
heißen. Zu entlassen in den Rest des Weges, der nun kommen soll. So
intensiv, diese Begegnung. So wichtig, die Worte, die gesprochen wurden.
Die Gesten, die übersprudelten, ohne einen Ton gesagt zu haben.
Wundervoll. Es war perfekt.
Nachdem es getan war
gingen wir durchnäßt und aufgeladen von der Hitze des Feuers zurück ins
Haus. Heißer Kakao, Stollen und Plätzchen sollten neue Kraft geben und
uns wieder erden. Vieles wurde noch besprochen, aber vor Allem natürlich
auch gelacht, gegessen, getrunken, zusammen musiziert.
Was für ein Glück, nach
so aufreibenden Erlebnissen an einen gemütlichen Ort einkehren zu
können. Wo es warme Decken gibt, trockene Socken ;-) und einen gut
gefüllten Kühlschrank. Selbst verständlich machte auch das ein oder
andere Likörchen die Runde. Schließlich sind wir wilde Weiber und es gab
Grund zu feiern!
Am nächsten Morgen - und
einer weiteren, diesmal noch schlafloseren Nacht - hatte es merklich
weiter abgekühlt. Schneidender Wind, wenn nicht beinahe Sturm, war
aufgekommen. Es regnete immer wieder und die Haare wurden mir ins
Gesicht gepeitscht, während wir nach dem Frühstück einen abschließenden
Gang zur Wesermarsch antraten, um die Überreste des vergangenen Abends
an das Wasser zu übergeben.
Wir verließen den Hof
erneut mit Trommeln und Rasseln und in bester Stimmung. Keiner von uns
schien es wirklich auf die Stimmung geschlagen zu sein, daß es spät
geworden war, in der munteren Runde. Bei Räucherwerk und Regenprasseln
am Fenster schnattert es sich aber ja auch besonders gern.
Zu jeder Himmelsrichtung
hin die reine Weite. In der Ferne sind andere Höfe zu erkennen, mal ein
Traktor, der bis zum Hexenhof hin geräuschlos über die Felder knattert.
Wiesen, Felder und dahinter liegt das Meer.
Mehr als eine Tür hat
sich an diesem Wochenende geöffnet und ich habe vieles mitgenommen.
Durfte eine Runde von wilden, offenen, unterschiedlichen Power-Frauen
kennenlernen, die doch mindestens eines gemeinsam haben: Die Liebe zur
Göttin in ihren verschiedenen Formen, die uns verbindet. Auch so manche
Gemeinsamkeit hat sich im Gespräch zu erkennen gegeben. Jede von uns
geht ihren eigenen Weg, sicher mit Unterschieden, aber eben auch zum
Teil im Kreise der anderen.
Welch eine Kraft schon
allein der Trommelschlag in sich trägt. Das Stampfen mit den Füßen, die
Rassel, das Klatschen und Singen, das Chanten. Erfahrungen, die ich das
erste Mal machen konnte und durfte. Bisher hatte ich mich für jemanden
gehalten, der damit nichts im Sinn hat. Keinen Rhythmus. Aber Frau wurde
sehr wohl mitgezogen vom Sog der Musik, vom Klang und Pulsieren, der
Energie. Sogar eine eigene Trommel hat zu mir gefunden. Wie die Jungfrau
zum Kinde, könnte man beinahe sagen ;)

Doch sind es eben nicht,
oder selbstverständlich nicht nur, die magischen Wegbegleiter, die dort
meinen Weg kreuzten und die mich mit nach Hause begleiten durften. Der
afrikanische Fetisch, ein handgefertigter Hausgeist, den ich in den
nächsten Tagen noch weihen und in unsere Familie integrieren werde. Ich
sah sie, schlich um sie herum. Einmal, zweimal - und dann ging ich damit
zu Minerva, um mich näher zu erkundigen. Sie war eben einfach für mich
gemacht, wie das so ist. Aber für diese Dinge haben wir ein andermal
Zeit. Hier habe ich für heute genug erzählt.
Mitgebracht habe ich vor
Allem die Gruppenerfahrung, das Kennenlernen, dieser fabelhaften Frauen
und das Mysterium, das wir geteilt haben. Ich hatte eine
wunderbare Erfahrung und eine magische Zeit. Vielen Dank dafür. Bis
bald!